Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule

Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule: Die schlimmsten Schmerzen meines Lebens

Christina, 36 Jahre, Grundschullehrerin

In der Adventszeit 2017 traten plötzlich Nackenschmerzen bei mir auf, die mich jedoch nicht sonderlich beunruhigten. Im Laufe von ein bis zwei Wochen wurden die Schmerzen aber immer schlimmer. Irgendwann verwandelten sie sich in einen massiven Nervenschmerz im Arm, der bis in die Fingerspitzen ausstrahlte. Ich bin dann zunächst zu einem Osteopathen in meiner Nachbarschaft gegangen, der mir nach einigen Anwendungen den Ratschlag gab, für eine genaue Diagnose einen Radiologen aufzusuchen. Das Ergebnis: Bandscheibenvorfall zwischen dem 6. und 7. Halswirbel.

Ich war schnell wieder arbeitsfähig

Am darauffolgenden Tag hatte ich einen Termin beim Orthopäden. Der spritzte mir Kortison und ein Lokalanästhetikum gegen die Schmerzen, zudem verschrieb er mir Ibuprofen und Krankengymnastik. Um die Schmerzen in den Griff zu bekommen, habe ich außerdem Methocarbamol eingenommen. In den darauffolgenden Wochen spürte ich eine deutliche Besserung, einen Monat später war ich sogar wieder skifahren. Die Nackenschmerzen hatte ich weiterhin – mal mehr, mal weniger –, aber ich konnte mit dem Zustand leben. Ich spürte weiterhin ein Kribbeln und Taubheitsgefühl, weswegen ich mich für eine Reha entschied. Es dauerte einige Zeit, bis die Maßnahme bewilligt wurde. In der Zwischenzeit war ich aber arbeitsfähig – die Schmerzen waren zwar lästig, aber zu ertragen.

Ambulante Reha  – wie eine Art Massenabfertigung

Eine Woche nach Ostern startete ich die ambulanten Reha. Eingangs wurde ich dort von einer Ärztin untersucht, die dies allerdings nur sehr kurz und oberflächlich tat, anschließend schickte sie mich zur ersten Therapiesitzung. Den Therapieplan hatte ich bereits einen Tag vorher per E-Mail erhalten, individuell abgestimmt auf mich war er also nicht. Die erste Einheit war im Kraftraum: Übungen an Geräten und am Boden, die mir einiges abverlangten. Nach einer Bodenübung, bei der ich die Nackenmuskulatur besonders anstrengen sollte, spürte ich sehr starke Schmerzen. Ich hatte danach noch Wassergymnastik, einen Rückenkurs mit anderen Patienten und eine manuelle physiotherapeutische Anwendung zur Lockerung. Irgendwie fühlte sich die Reha wie eine Art “Massenabfertigung” an, bei der überhaupt nicht auf das Individuum geachtet wurde.

Massive Schmerzen nach dem ersten Reha-Tag

Am Ende des Tages hatte ich unerträgliche Nackenschmerzen und vor allem Nervenschmerzen bis in die Fingerspitzen. Ich konnte die Nacht kaum ein Auge zudrücken. Am nächsten Morgen habe ich mich trotzdem noch einmal zur Reha geschleppt – vielleicht hätte ich die Reißleine schon an diesem Punkt ziehen sollen. Nach einem weiteren Tag und einer weiteren Nacht voller Schmerzen entschied ich mich die Reha zu unterbrechen. Am nächsten Morgen ging ich wieder zum Orthopäden, der mir erneut Spritzen gab, wonach die Schmerzen innerhalb einer Viertelstunde deutlich erträglicher wurden. Zudem verschrieb er mir erstmalig Opiate. Einige Tage später habe ich die Reha dann endgültig abgesagt, ich hatte dabei einfach kein gutes Gefühl mehr.

Die Spritzen vom Orthopäden haben rund vier Tage gewirkt, dann hatte ich einen erneuten Schub. Die Schmerzen waren so stark wie nie zuvor. Ich bekam daraufhin erneut Spritzen, außerdem suchte ich eine Schmerztherapeutin auf, die mir Pregabalin und Metamizoltropfen verschrieb und mich zusätzlich  mit Lasertherapie und Akupunktur behandelte. Der Zustand wurde so etwas erträglicher, allerdings war keine dauerhafte Besserung in Sicht. Der Orthopäde empfahl mir deshalb einen Wirbelsäulenchirurgen aufzusuchen.

Die OP habe ich kurzfristig abgesagt

Ab einem gewissen Punkt ging es mir so schlecht, dass eine OP im Raum stand. Nach langem Abwägen und vielen Gesprächen mit meinem Partner, Freunden und Familie, entschied ich mich für einen operativen Eingriff, der rund einen Monat später – Ende Mai 2018 – durchgeführt werden sollte.

In der Zwischenzeit suchte ich nach alternativen Methoden zur Linderung meiner Schmerzen: ich benutzte dafür unter anderem eine Form der Magnetfeldtherapie. Und tatsächlich, die Schmerzen wurden erträglicher, so dass ich mir immer unsicherer hinsichtlich der Operation wurde. Ich kann natürlich nicht sagen, ob diese Behandlung die Ursache für die Besserung war,  oder ob es an dem Zusammenspiel aus verschiedenen Behandlungsmethoden lag. Jedenfalls habe ich die OP kurzfristig abgesagt.

Die Alternative: Ganzheitliche Behandlung in der Schmerzklinik

Stattdessen habe ich im Juni 2018 für zwei Wochen eine Schmerzklinik besucht. Dort wurde ich auf unterschiedliche Weise behandelt: Physio– und Psychotherapie, Elektrotherapie, Stoßtherapie, Neuraltherapie, Wassergymnastik und Medikamententherapie. Im Anschluss an die Schmerztherapie habe ich keinen Arzt mehr aufsuchen müssen.

Wärme und Entspannungsübungen haben mir geholfen

In Phasen, in denen die Schmerzen unerträglich wurden, hat mir insbesondere Wärme geholfen. Ich habe häufig heiße Bäder genommen, immer einen Schal getragen, Wärmepflaster und Wärmecreme verwendet und bin viel in die Sauna gegangen. So konnte ich die akuten Schmerzen ein bisschen lindern. In der Schmerztherapie habe ich eine ganze Menge Übungen beigebracht bekommen, die ich auch heute, Monate später, regelmäßig durchführe. Ich glaube, das ist ganz wichtig für eine langfristige Besserung. Ich habe mit Yoga angefangen. Zuhause mache ich Atemübungen, autogenes Training und progressive Muskelentspannungen. So konnte ich sowohl Schmerzen als auch Stress abbauen.

Ich fühlte ich mich von Ärzten und Therapeuten meistens gut beraten

Insbesondere der behandelnde Orthopäde ist sehr gut auf meine Sorgen eingegangen, dort fühlte ich mich von Anfang an sehr gut aufgehoben. Ich glaube, dass mir alle Optionen – sowohl konservativ als auch operativ – aufgezeigt wurden und welche Konsequenzen eine OP haben könnte. Wenn ich akut eine Spritze gegen die Schmerzen brauchte, konnte ich morgens in der Praxis anrufen und dann am gleichen Tag dort vorbeischauen. Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass eine enge Kommunikation zwischen Arzt und Physiotherapeut sehr wichtig ist.

Meine erste Reha-Erfahrung war sicherlich auch so schlecht, weil die jeweiligen Verantwortlichen sich zu wenig miteinander ausgetauscht haben. Zudem ging man überhaupt nicht individuell auf meine Beschwerden ein. All das hat letztendlich die stärksten Schmerzen, die ich jemals in meinem Leben hatte, ausgelöst. In der Schmerzklinik war das ganz anders, dort haben die Ärzte sowohl mit mir als auch mit den zuständigen Therapeuten kommuniziert.

 

Danksagung

Erfahrungsberichte von patientengeschichten.online fassen Interviews mit Betroffenen zusammen. Alle Gesprächspartnerinnen und -partner haben der Veröffentlichung zugestimmt. Ihnen gilt unser herzlicher Dank.
Die Berichte geben einen Einblick in den persönlichen Umgang und das Leben mit einer Erkrankung. Die Aussagen stellen keine Empfehlung der Redakion von patientengeschichten.online dar.
Hinweis: Um die Anonymität der Interviewten zu wahren, ändern wir ihre Vornamen, sofern dies gewünscht wurde.

 

Redaktion: Philipp Ollenschläger

Stand: 14. 11. 2018